Die Geburtsstunde des Projekts „un-kauf-bar“

Einer der schönsten Orte am Bodensee, das Lindenhofbad in Bad Schachen bei Lindau. Ein milder, sonniger Herbsttag. Ein für diese Jahreszeit typischer, niedriger Wasserstand. Der Badesteg aus Beton. Die Geländer aus Eisen, die im Sommer gut halbhoch im Wasser stehen, liegen frei. Die Badeanlage befindet sich schon im Winterschlaf, wo sich sonst die Menschen auf den Wiesen und im Wasser tummeln herrscht nun Geruhsamkeit. Ein Platz zum Sinnieren und Träumen. Der freie Tag, mitten unter der Woche einmal nicht zur Arbeit zu müssen, ist ein Geschenk. Die Sonne, das Wasser, die Natur – alles un-kauf-bar. Tief durchatmen jetzt, alles in sich aufnehmen. Den kleinen Wellen dabei zusehen, wie sie zwischen den Steinen versinken. Noch mehr Gedanken an all die wertvollen Dinge, die man nicht kaufen kann. Und wenn man diese Werte doch in Tüten oder Taschen abgepackt irgendwo mitnehmen könnte? Und wenn das ginge, hier wäre der richtige Platz dafür. Wie würde die Auslage des Kaufhauses der Werte aussehen? Komm, suche Dir eine Tasche aus und nimm sie mit. Der Inhalt ist un-kauf-bar.

Ein Jahr später

Zurück am Bodensee, gut ein Jahr später. Die un-kauf-bar-Taschen sind inzwischen farbiger geworden. Auch die Aufschriften sind klarer und zeigen, wohin das Projekt führen soll. Es geht um Werte und um die Haltung, die man dazu hat. Ein großes Thema, spielerisch und farbenfroh präsentiert, mit reichlich Platz zum gedanklichen Ausmalen. Es soll nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf Probleme und Defizite hingewiesen werden, aber man kann schon zeigen, wo man steht. Auf einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand angebracht, wie in diesem Fall auf Einkaufstaschen, regt es einen selbst dazu an, öfter einmal innezuhalten und seinen Gedanken über sich und die Welt freien Lauf zu lassen. Ein Gebrauchsgegenstand mit eingebauter Anregung zum Nachdenken.